• Fertigung im Inland zur Sicherstellung der Qualität und Lieferfähigkeit

  • INTERVIEW MIT TIMO KÖNIGS, LEITER HEAD SYSTEMS R&D bei Hexonia GmbH

     

    Der deutsche Markt für Gefechtshelme ist gekennzeichnet von einem starken Wettbewerb: Hochtechnologische Firmen aus Deutschland, Österreich, USA oder Italien sind hierzulande aktiv, ihre Helme und Kopfschutzsysteme in den Einheiten der Bundeswehr und der Polizei zu platzieren und ihren Kunden immer neue Produktentwicklungen anzubieten. In diesem spezialisierten Umfeld ist es die Herausforderung von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, einzigartige Verkaufsargumente zu liefern. Eine hohe Markttransparenz macht diese Aufgabe nicht einfacher.

     

    Ein gutes Produkt zeichnet sich jedoch nicht nur durch den technologischen Vorsprung aus. Weitere Kriterien sind die Qualität des Herstellungsprozesses und die Verfügbarkeit der Produkte – so sieht es Timo Königs, Leiter Head Systems R&D der Hexonia GmbH. Mit dem Trivium hat die Hexonia ein modulares Helmsystem entwickelt, das „Made in Germany“ ist und seit 2023 an die Spezialkräfte der Bundeswehr geliefert wird. Königs, der seit über zwölf Jahren für das Nettetaler Unternehmen tätig ist, hat die Helmsparte der Firma federführend aufgebaut. Im Interview erläutert er, warum es für ihn wichtig ist, lokal zu produzieren und von der Entwicklung bis zur Auslieferung die Fäden vollständig in der Hand zu halten.

     

    Herr Königs, wie schätzen Sie die Entwicklungen im Bereich der Gefechtshelme ein?

     

    Der Markt ist rege, was Innovationen angeht. Wir investieren viel, um unsere Produkte zu verbessern und dem Markt neue Entwicklungen anzubieten. Neben der reinen Schutzfunktion spielen dabei vor allem ein hoher Tragekomfort und ein geringes Eigengewicht des Helms eine entscheidende Rolle. Moderne Gefechtshelme sind heute nicht mehr nur Kopfschutz, sie liefern Tragesysteme für umfangreiche Technik und Zubehör. Um hier innovativ zu sein, kann man an verschiedenen Stellschrauben drehen, z.B. dem Design, der Materialzusammensetzung und der Technologie zur Herstellung der Helmschalen. Aus meiner Sicht ist das jedoch nicht alles, was einen guten Gefechtshelm ausmacht.

     

    Was ist noch wichtig?

     

    Gerade in politisch unruhigen Zeiten wie diesen, in denen ein Regierungswechsel in Amerika und damit die erneute Ausrichtung zu „America First“ zu erwarten ist und auch China die Muskeln in Richtung Europa spielen lässt, ist es besonders wichtig ein unabhängiges Produktionsnetzwerk und kurze Lieferketten zu haben. Wir produzieren unser Helmsystem daher überwiegend inhouse an unserem Firmenstandort in Nettetal. Nur wenige Teile beziehen wir von externen Partnern aus dem lokalen Umfeld hier in Deutschland. Auch unsere Rohstoffe stammen aus Deutschland und Europa.

     

    „Made in Germany“ hat für uns als Lieferant in der Verteidigungsindustrie einen besonderen Stellenwert, weil wir dadurch die Verfügbarkeit unserer Produkte garantieren und unseren Streitkräften ein verlässlicher Partner sein können.

     

    Was genau umfasst das Helmsystem „Trivium“?

     

    Trivium ist als vollumfängliches Kopfschutzsystem entwickelt worden. Zum System gehören neben dem Gefechtshelm, auch zwei Schutzvisiere, ein umlaufender Gesichtsschutz, sowie ein Seitenschutz. Eine Stirnschutzplatte bietet ein Upgrade des Schutzlevels auf VPAM 6 – geprüft gemäß VPAM-HVN09. Komplettiert wird das System durch nicht-ballistische Elemente wie dem Trainingshelm aus Karbon, Helmüberzüge, Taschen und Adapter. Wir haben den Helm so konzipiert, dass alle Zubehörteile in sinnvoller Art und Weise miteinander kombiniert werden können und damit das Schutzniveau individuell und werkzeuglos an die jeweilige Einsatzsituation angepasst werden kann. Der Gefechtshelm wurde aber nicht nur hinsichtlich seiner ballistischen Halteleistung geprüft, sondern bietet auch einen Stoßschutz gemäß EN12492 (Bergsteigerhelme) oder EN397 (Industriehelme).

     

    In der Herstellung sind wir flexibel im Hinblick auf die Kontur und können den Helm von „Super High-Cut“ bis „Full-Cut“ anbieten.

     

    Durch die Verwendung von UHMW-Polyethylen haben wir einen Helm mit einer hohen ballistischen Halteleistung und gleichzeitig einem geringem Eigengewicht konstruiert. Das geringe Grundgewicht ist gerade bei einem Helmsystem von besonderer Bedeutung, da der Helm je nach Bedarf weiter aufgerüstet werden kann und um Verletzungen der Halswirbelsäule vorzubeugen.

     

    Im vergangenen Jahr hat Hexonia knapp 3.000 Helmsysteme an die deutschen Spezialkräfte ausgeliefert. Was war Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für die Beauftragung durch das KSK?

     

    Ich denke, wir konnten ein passendes Helmsystem anbieten, weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Bevor wir mit der Entwicklung von Helmen gestartet haben, haben wir den Markt sorgfältig analysiert und identifiziert, welches die entscheidenden Bedarfe seitens der Nutzer sind. Danach haben wir unsere Produktstrategie festgelegt und diese konsequent verfolgt. Natürlich, ein einzelnes Produkt wird niemals alle Kundenwünsche gleichzeitig erfüllen können. Es gilt, einen guten Dreiklang aus Schutzlevel, Tragekomfort und Kosteneffizienz zu finden.
    Für die Belieferung des KSK haben wir über 18.000 ballistische Einzelteile gefertigt, veredelt und montiert. In Nettetal können wir derzeit etwa 8.000 Helme im Jahr fertigen. Durch den Zusammenschluss mit der NFM Group haben sich unsere Produktionskapazitäten auf etwa 90.000 Helme erweitert. NFM verfügt zudem über ein umfangreich ausgestattetes Labor um ballistische Tests durchzuführen und Entwicklungen schneller voranzutreiben.